Ist Bevölkerungswachstum ein exponentieller Vorgang?
gedruckt am 03. Oct. 2024
Bevölkerungswachstum wird gerne als exponentieller Vorgang beschrieben, dies ist aber nur eingeschränkt sinnvoll und möglich: Eine Bevöllkerung wächst nicht aufgrund eines (naturgesetzlichen) Prozentsatzes, sondern zwei aufeinanderfolgende Bevölkerungszahlen werden rechnerisch zueinander so in Beziehung gesetzt, dass das Wachstum prozentuell beschrieben wird. Unter der Annahme eines kurzen Zeitraumes (ein Jahrzehnt) lassen sich auf diese Weise gute Prognosen erreichen. Über längere Zeiträume können auf diese Weise keine sinnvollen Aussagen getroffen werden, weil die Änderung der Zusammensetzung der Bevölkerung eine Änderung des Prozentsatzes des Wachstums zur Folge hat.
Die Anzahl der Geburten ist abhängig vom Anteil der gebärfähigen Bevölkerung (weiblich) und der Anzahl der Kinder pro Frau. Starken Einfluss kann es geben, wenn sich das Gebäralter stark verändert (sozioökonomische Faktoren). Die Anzahl der Kinder pro Frau hängt wiederum von sozioökonomischen Faktoren ab, u.a. von Wohlstand, Bildung und Möglichkeit zur Berufstätigkeit der Frauen.
Die Sterblichkeit hängt ab u.a. von der medizinischen Versorgung und vom Anteil der alten Bevölkerung. So kann trotz Zunahme der Lebenserwartung die Sterberate einer Gesellschaft steigen, weil ein größerer Prozentsatz dieser Bevölkerung in einem Alter mit höherer Sterblichkeit ist.
Feinere Bevölkerungsmodelle berücksichtigen solche Zusammenhänge und versuchen, den Einfluss der wichtigsten Größen zu quantifizieren. Auf diese Weise sind sinnvolle Aussagen über Bevölkerungsentwicklungen zu treffen, immer im Bewußtsein, dass Annahmen über Einflussfaktoren getroffen wurden, die sich auch ändern können.
Arbeitsanregung
- Analysiere Daten über die Bevölkerungsentwicklung verschiedener Länder über mehrere Jahrzehnte. Berechne die jährliche Wachstumsrate für jeweils ein Jahrzehnt und überprüfe, ob sich das prozentuelle Wachstum verändert hat.
- Zeichne diese Bevölkerungsdaten in ein Koordinatensystem und überprüfe, welchem Funktionstyp das Wachstum längerfristig entspricht! Passt überhaupt ein Funktionstyp?